Die Ölziehkur - Teil 2 - Die Anwendung


2.1. Das zu verwendende Öl

Grundsätzlich können Sie viele Öle zum Ölziehen - oder besser Ölsaugen - nehmen. Sowohl das Olivenöl, Sonnenblumenöl als auch Sesamöl eignen sich dafür, besser sind jedoch das Leinöl und das Kokosöl. Beim Kokosöl sollten Sie jedoch bedenken, dass dieses durch weite Frachtwege und durch große Plantagen nicht wirklich nachhaltig ist.

 

Für das Leinöl spricht vor allem der hohe Gehalt an Omega3. Wenn Sie dieses direkt bei einer Ölmühle kaufen, so wäre hier die zusätzliche Einnahme eines Esslöffels morgens, nach dem Ölsaugen, als Bestandteil Ihrer gesundheitlichen Vorsorgestrategie durchaus zu empfehlen. Verwenden Sie jedoch bitte unbedingt Bio-Leinöl, grundsätzlich nicht mehr als einen, maximal zwei Esslöffel pro Tag und verwahren Sie es bitte unbedingt im Kühlschrank.

(Hier eine der vielen empfehlenswerten Webseiten zum Thema Leinöl.)

 

Die zu empfehlende Menge Öl für das Ölziehen ist ein Esslöffel, zu Beginn spricht jedoch nichts dagegen, vorweg eine etwas kleinere Menge davon zu verwenden.

 

Ökotest.de - Kokosöl: Ökologisch keine Alternative (zu Palmöl)
Hier erfahren Sie, warum das so ist.


Nach vollbrachter Prozedur ist es ratsam, das Öl in Küchenpapier zu entsorgen und nicht in den Abfluß zu spucken. Ihre Abwasserleitung ebenso wie die Wasserkläranlagen werden es Ihnen danken. (Verantwortungsbewußte Konsumenten entsorgen auch das verwendete Speiseöl im Sondermüll.) Keinesfalls aber sollten Sie das Öl schlucken. (Wenn Sie alles richtig gemacht haben, verbleiben viele Schadstoffe im Öl.)

 

Und noch etwas zu den möglichen Ölen für das Ölziehen:

In letzter Zeit gibt es immer mehr Berichte über diese Methode, manche auch von sogenannten Influencerinnen und Influencern. Bei manchen beinhaltet dies auch mangelhafte Darstellungen in Anwendung und teils massiv eingeschränkte Angaben zu den gesundheitlichen Vorteilen der Methode. Da wird von Zahnfleischentzündungen geschrieben bzw. gesprochen. Das stimmt ja wohl, ist aber nur ein sehr kleiner Teil der Vorteile.

 

Bei vielen dieser Berichte gibt es ein handfestes Motiv: Sie möchten bestimmte Marken von Ölen verkaufen bzw. für diese werben. Es kann Sie natürlich niemand davon abhalten, diese auszuprobieren, aber seien Sie sich dessen sicher:  Die oben genannten Öle tun es genauso.


2.2. Der Saugvorgang

Sehr oft finden sich in den Beschreibungen Fehler. Dies betrifft vor allem die Bewegungen im Mund. Das immer wieder genannte Spülen, das heißt das Bewegen des Öles von einer Backe in die andere, entspricht nicht dem richtigen, dem effizienten Vorgang. Genausowenig sollte es mit dem Gebrauch von Mundwässern verglichen werden.

 

Das Öl wird zwischen die Zähne gezogen, eigentlich wird es durch diese angesaugt. Dieser Saugvorgang ist ganz wesentlich, denn durch diese Bewegungen werden die Schleimhäute richtiggehend massiert. Auch die Zahnzwischenräume werden entsprechend gereinigt und von schädlichen Bakterien befreit.

Und massiert werden dadurch nicht nur die Schleimhäute, auch die im Mund vorhandenen Lymphknoten sind davon betroffen.

 

Den Unterschied zwischen dem Spülen, d. h. das Öl von einer Seite des Munden zur anderen zu spülen, und dem "durch die Zähne ziehen" können Sie selbst überprüfen, selbst spüren, versuchen Sie es: Greifen Sie sich mit Ihren Händen bei den Halsschlagadern direkt unter dem Kiefer und Sie werden den Unterschied ganz deutlich spüren. Wenn nicht, so waren Ihre Saugbewegungen nicht stark genug.


2.3. Nach dem Ölsaugen

Zu der weiteren Vorgangsweise gibt es unterschiedliche Ansichtsweisen. Zum einen wird empfohlen, nach dem Ölsaugen die Zähne zu putzen, zum anderen wieder meinen manche, das sei nicht notwendig oder gar nicht erwünscht.

 

Für den Fall, dass Sie die Morgenprozedur erweitern möchten, um nach dem Ölsaugen auch ein Glas Wasser mit Apfelessig zu trinken, ist es wahrscheinlich besser, das Zähneputzen erst nach dem Frühstück durchzuführen. Der Grund dafür ist, dass der Apfelessig eventuell den Zahnschmelz angreifen könnte. Ein schützender Ölfilm würde dies aber sicherlich verhindern.

 

Zum Zähneputzen sei noch erwähnt, dass empfohlen wird, statt fluoridhältiger Zahncreme eine Zahnpaste auf Ayurvedabasis zu verwenden. Dies deshalb, weil das Fluorid die Aufnahme von Jod in der Schilddrüse blockiert. (Weitere Ausführungen für dieses Argument werden kommen, sobald ich mich mit dem ebenfalls heftig umstrittenen Thema Jod befassen kann.)


2.4. Und noch ein Hinweis zur Zungenreinigung, aber vor dem Ölziehen.

Im Ayurveda wird empfohlen, am Morgen die Zunge von Belag zu reinigen, um Rückstände und Bakterien zu beseitigen. Dies vor allem, um Mundgeruch zu vermeiden und den Geschmackssinn zu verbessern.

 

Zur Reinigung gibt es Zungenschaber, die in den Rachen eingeführt werden und die Zunge sanft von hinten nach vorne abschaben. Wenn Sie gerade keinen Schaber zur Verfügung haben, tut es auch ein Kaffeelöffel, den Sie dazu umdrehen. Das Einführen des Geräts zum Rachen ist anfangs gewöhnungsbedürftig, aber dann halb so schlimm, wenn Sie beim Einführen tief einatmen. Dadurch können Sie den normalerweise unangenehmen Würgeeffekt vermeiden. Übung macht auch hier den Meister.

 

Nach der Reinigung, wenn Sie möchten auch schon dazwischen, sollte der Mund mit Wasser ausgespült werden, um die Rückstände aus dem Mund zu entfernen.


2.5. Dauer und Zeitpunkt des Ölziehens

Grundsätzlich ist es sinnvoll, diese Prozedur frühmorgens, vor dem Frühstück bzw. auch während der morgendlichen Dusche durchzuführen. Die Dauer sollte zumindest 15 Minuten, am besten jedoch 20 Minuten betragen, um möglichst effizient zu wirken. (Skeptiker können wohl mit dem Begriff "effizient" in diesem Fall wenig anfangen, aber dazu an anderer Stelle entsprechende Bemerkungen.) Wenn Sie AnfängerIn sind bzw. die Methode erst mal ausprobieren möchten, so ist es empfehlenswert, vorerst zwei, dann fünf Minuten zu saugen.

 

Die Ölsaugkur wird am besten einmal täglich gemacht, wobei es Ihnen überlassen bleibt, wieviele Tage Sie das machen möchten. Entscheidend sollte hier auch sein, ob Sie die Kur zur Gesundheitsvorsorge machen oder ob Sie einen dringenden Bedarf haben, wenn Sie das Ölsaugen für eine bestehende Krankheit oder Unwohlsein ausführen möchten.

 

In letzterem Falle, z. B. bei Schleimhautentzündung des Mundes, spricht meines Wissens nach auch nichts dagegen, das Ölsaugen mehrmals täglich zu machen. Am besten vor den jeweiligen Mahlzeiten, sprich vor dem Mittag- und dem Abendessen. In diesem Falle wäre es mitunter sogar sinnvoll, das Öl zumindest zu Beginn der Kur nach zehn Minuten zu wechseln.


2.6. Nebenwirkungen und Risiken des Ölziehens

Die möglichen gesundheitlichen Wirkungen des Ölziehens werden an anderer Stelle besprochen, hier geht es darum, ob es auch unangenehme oder gar gefährliche Nebenwirkungen gibt. Schlicht und kurz gesprochen: Es gibt keine.

 

Es wird manchmal darauf verwiesen, dass beim Öl die Gefahr bestünde, dass Öl in die Luftröhre und damit in die Lunge kommen könne. Dies könnte unter widrigen Umständen zu einer Lungenentzündung führen. Das mag wohl auch stimmen, es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass ein solcher Fall eintritt.

 

Ähnliches wurde vor ca. 30 Jahren bei dekorativen Öllampen mit aromatisierten, bunten Ölen thematisiert. Die Folge war, dass der Verkauf von farbigem Lampenöl verboten wurde. Als Begründung wurde angegeben, dass vor allem Kleinkinder oft in die Versuchung geraten würden, vom Öl zu trinken. So wäre dieses Verbot wohl nachvollziehbar, solche Öle sind aber immer noch im Verkauf zu finden. Somit dürfte auch offensichtlich sein, dass es mit der angedeuteten Gefahr nicht weit her ist.

 

Die einzigen nachvollziehbaren gefährlichen Nebenwirkungen sind jene für die Zahnärzte sowie die Kosmetik-, Pharma- und Krankheitsindustrie. Würden vielmehr Menschen als bisher diese Gesundheitsmethode anwenden, würden sich die Umsätze der Angesprochenen drastisch reduzieren. (Die Werbebranche habe ich ganz vergessen, oder hat gerade diese mehr Gewinn dadurch, dass dann vielleicht noch mehr Werbung für an sich unnötige Produkte gemacht werden würde?)


2.7. Sinnhaftigkeit des Ölsaugens

Unter den Befürwortern der Methode gibt es selbstverständlich viele unterschiedliche Ansichten. So existiert beispielsweise eine ganze Liste von Krankheiten, die angeblich mit dem Ölsaugen gut bekämpft werden können und bei manchen sogar zu einer Heilung führen. Solche Angaben sind tatsächlich mit Vorsicht zu genießen, aber allein schon zur Gesundheitsvorsorge sollte die Methode eigentlich uneingeschränkt zu empfehlen sein. Dass sie dennoch nicht oder kaum empfohlen wird, steht auf einem anderen Blatt, in unserem Fall auf einer anderen Seite.


Ja, eines noch: Oft kann man hören und lesen, dass diese Methode nichts bringt. Manche Gegner versteigen sich zur Aussage, dass sie sogar gefährlich ist, vor allem auch für die Mundgesundheit (siehe Seite Ölziehen 1, RTL.de). Eines der Hauptargumente:

"Die entgiftende Wirkung des Ölziehens ist nicht ausreichend wissenschaftlich bewiesen."Anders ausgedrückt:

"Für die Wirksamkeit dieser Methode gibt es keine evidenzbasierte Bestätigung."

 

Im Umkehrschluß heisst dies folgendes:

Die wissenschaftliche Forschung konnte noch nicht zweifelsfrei beweisen, dass die Methode Ölziehen nicht doch wirkt.

 

Wen wundert es dann, wenn es in den Medien immer heisst, viele Menschen seien WissenschaftsskeptikerInnen. Ein Hoch der Wissenschaft!


Datum des derzeitigen Wissensstandes:  27. Oktober 2023

Bei neuen Erkenntnissen werden diese so rasch als möglich mit einbezogen.



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